Von A wie Angst, E wie Empathie, und O wie Ohnmacht.

Emotionen und Affekt im zeitgenössischen Design und der Architektur

(auch Modul B.06.09)

Karianne Fogelberg, M. A.

 

Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4

Zeit Dienstag 10.30–12.30 Uhr, Beginn: 24.10.2017 (Einführung, Referatsvergabe),

weitere Termine (wöchentlich) 07.11., 14.11., 21.11., 28.11., 05.12., 12.12.2017, 16.01.2018, 23.01., 30.01.

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Am Beispiel von Angst, Empathie und Ohnmacht fragt das Seminar kritisch nach dem Verhältnis zwischen Macht und Affekt bzw. Politik und Emotion im zeitgenössischen Design und der Architektur – insbesondere vor dem aktuell wieder erstarkenden Interesse an den gesellschaftlich transformativen Potentialen von Gestaltung (Social Design). Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Empathie, das Vermögen, sich in andere einzufühlen. Sie gilt als Kernkompetenz im Design und als affektives Werkzeug, mit Hilfe dessen sich sowohl nutzerorientierte als auch auftraggeber-konforme Entwürfe schaffen lassen. Analog zu der in den Sozialwissenschaften kritisch geführten Diskussion zu den Grenzen von Empathie bedarf es jedoch einer Aktualisierung des Empathie-Verständnisses im Design. Inwieweit ist es überhaupt möglich, sich in andere hineinzuversetzen? Lässt sich vermeiden, dass diskriminierende Praktiken und ungleiche Machtstrukturen im Entwurfsprozess repliziert werden? Inwieweit muss unser Empathie-Verständnis erweitert werden, wenn sich der einstige Fokus im Design vom Menschen auf andere Entitäten ausweitet, oder wenn Nutzer*innen selbst gestalten oder zum Gestaltungsprozess beitragen? Weitere Fragen, die im Seminar adressiert werden sollen, sind, inwieweit Design Ängste schüren und zu einem Klima von Angst und Einschüchterung beitragen oder aber Ängste mindern kann – von der konkreten Angst vor dem Altern bis hin zur diffusen Angst vor Terrorismus? Inwieweit begünstigen die Strukturen von Benutzeroberflächen in sozialen Medien die Eskalation von Wut und Hass, und welche Möglichkeiten gibt es, durch eine alternative Gestaltung Hasstiraden und Drohszenarien im Internet entgegenzuwirken und den Betroffenen Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand zu geben, mit denen sie sich aus ihrer Ohnmacht befreien können?

 

Diskutiert werden Arbeiten von u. a. Martin Avila, Teddy Cruz, David Garcia Studio, Monique Grimord, Susanna Hertrich und Caroline Sinders, sowie Texte von Ben Anderson, Claudia Aradau, Lauren Berlant, David Gissen, Eva Illouz und Carolyn Pedwell.

 

 

 

 

Verschränkungen von Affekt, (Medien-)Technologien und Biopolitik in der Kunst –
Cecile B. Evans, Ed Atkins, Jace Clayton, Heather Dewey-Hagborg u. a.

(auch Modul C.01.09)

Prof. Dr. Marietta Kesting

 

Raum E.ZG.04 und A.EG.01 (25.10.2017 und 10.01.2018), Akademiestr. 2, 4

Zeit Mittwoch 14.00–18.00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 25.10.2017 Einführung (14.00–16.00 Uhr),

weitere Termine 08.11., 22.11., 06.12., 20.12.2017, 10.01.2018, 24.01., 07.02.

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Dieses Seminar widmet sich affektiven und affizierenden Beziehungen in der zeitgenössischen (Medien)Kunst und dem aktuellen Stand der Theoriebildung zu Affekt und Emotion. Deleuze und Guattari betonten die Autonomie der Affekte, die überindividuell sind, und formulierten: „Die Empfindungen, Perzepte und Affekte, sind ‚Wesen‘, die durch sich selbst gelten und über das Erleben hinausreichen. [...] Das Kunstwerk ist ein Empfindungssein [...].“ Medien-, Film und Kunsttheoretiker*innen wie Marie-Luise Angerer, Brian Massumi, Herman Kappelhoff, Michaela Ott, Eugenie Brinkema greifen Aspekte von Deleuze und Guattaris Affekttheorie auf und kritisieren und erweitern diese.

 

Die Auseinandersetzung mit Affekt und Politik haben außerdem postkoloniale sowie queere und feministische Ansätze zu Strategien der Solidarisierung entscheidend voran getrieben (wie Sara Ahmed, Jasbir Puar), sie erinnern an die unterschiedlichen Codierungen von Körpern, z. B. durch polizeiliche Maßnahmen. Im Rahmen des Seminars wird dies etwa anhand der installativen Sound-Arbeiten von Jace Clayton behandelt.

 

Einen weiteren Fokus bilden die aktuellen Verschränkungen von Affekt, (Medien-)Technologien und Biopolitik in künstlerischen Projekten. Hierzu ist u. a. ein Gastvortrag der Künstlerin, Forscherin und Biohackerin Heather Dewey-Hagborg geplant. Die hier vorgestellten künstlerischen Arbeiten nehmen eine zentrale und provokante Rolle in der Bestimmung des Verhältnisses von asymmetrischen Machtverhältnissen, Kategorisierungen von Körpern bis zur Ebene der DNA und Prozessen des Machine-Learning im Hinblick auf Affektsteuerung ein.

 

 

Drama der Emotionen

Künstlerische, filmische und theatrale Analysen des Affektiven im Politischen und vice versa

(auch Modul D.05.09)

Dr. Susanne Witzgall

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4

Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 24.10.2017, weitere Termine (wöchentlich) 07.11., 14.11., 21.11., 28.11., 05.12., 12.12.2017, 09.01.2018, 16.01., 23.01., 30.01.

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Angesichts jüngerer, oft sehr emotional geführter Wahlkampfdebatten, irrational erscheinenden Wählerverhaltens, erregter Wutbürger*innen, und einem diagnostizierten gesellschaftlichen Klima der Angst wurde unserer Gegenwart bereits eine besondere Emotionalisierung der Politik oder Politisierung von Affekten bescheinigt. Doch Emotionen werden schon seit jeher kulturell erzeugt und politisch instrumentalisiert. Sie sind aufs engste mit der Aufrechterhaltung und Verhandlung von Machtverhältnissen verknüpft. Als Verbündete subtiler Kontrollmechanismen residieren sie oft unbemerkt in den Zwischenräumen und diffusen Gestimmtheiten gesellschaftlicher Netzwerke.

 

Das Seminar analysiert einige dieser Mechanismen aus interdisziplinärer Perspektive und untersucht die ästhetische Auseinandersetzung mit diesem Thema in den aktuellen Künsten. Im Fokus steht dabei die zeitgenössische Performance- und Videokunst, Film sowie aktuelle Theaterinszenierungen. Der Grund hierfür liegt in der (gemeinsam zu überprüfenden) These, dass sich gerade in filmischen Narrationen, vor allem aber im performativen Vollzug und im Wechselspiel zwischen Akteur*innen und Zuschauer*innen Emotionen in ihrer sozialen Situiertheit und unterschiedlichen Handlungswirksamkeit (Mohrmann) am besten verstehen lassen und sich die subtile Verquickung von Emotionen und Machtmechanismen gerade in ihrer ästhetischen Aufführung erkunden lässt. Die Werkauswahl reicht dabei von Arbeiten des südasiatischen Performanceduos „Dark Matter“, den Performances und Installationen von Anne Imhof, den Videoarbeiten von Arthur Zmijewksi und Yael Bartana, bis hin zu der TV-Serie „House of Cards“, dem Science-Fiction-Kinofilm „district 9“ oder den jüngsten Theaterstücken von Elfriede Jelinek und Yael Ronen. Unterfüttert und begleitet werden die Analysen im Seminar durch die Lektüre einer interdisziplinären Textauswahl aus den Bereichen der feministischen Theorie (Sara Ahmed), Philosophie (Zygmunt Baumann, Catherine Malabou), politischen Ökonomie (Martijn Konings), Politikwissenschaft (George E. Marcus), Anthropologie (Elizabeth A. Povinelli) und der Literaturwissenschaft (John Protevi).

 

Das Seminar beginnt mit drei einleitenden Sitzungen. Sie sind gleichzeitig als Einführung zur Vortragsreihe des Wintersemesters gedacht und stehen auch Studierenden offen, die nicht am restlichen Seminar teilnehmen wollen. In diesen drei Sitzungen wird sich dem Thema des Seminars von begrifflich-diskursiver Seite sowie über zwei zentrale künstlerische bzw. vokal-performative und theatrale Positionen der 1960er und 1970er Jahre (Augusto Boal und Meredith Monk) genähert.