Wie wachsen? Wachstum neu definieren im Spannungsfeld von Exzess, Exitstrategien und (nach)wachsenden Materialien
Szenarien-Workshop mit Publikation (theoretische Einführung, Entwurfsarbeit und Exkursion)

in Kooperation mit der Plattform MAKE. – Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Prof. Aart van Bezooijen)

(FK-T2, KP B.06.09)

Karianne Fogelberg, M. A.
 
Raum zunächst online, für Präsenztermine wird Raum noch bekannt gegeben.

Zeit Vorbesprechung am 28.04., 12.00–13.45 Uhr; theoretische Vorbereitung am 12.05., 26.05., 09.06. jeweils 12.00–13.45 Uhr; einwöchiger Workshop (ganztägig) an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle am 21.09.-25.09.2020; Gegenbesuch der Studierenden aus Halle mit Endpräsentation und Nachbesprechung (Termin wird noch bekannt gegeben).

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Anmeldung bis 27.04.20 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (begrenzte Anzahl an Plätzen!)
 
Nicht nur synthetisch erzeugten, auch natürlichen Materialien wohnen exzessive Eigenschaften inne, wie etwa ein äußerst schnelles oder extrem langsames Wachstum, Resistenz gegenüber extremen Temperaturen, eine äußerst hohe Wasserspeicherkapazität, etc. Wir wollen diese grenzüberschreitenden Potentiale im Hinblick auf die dringende Neudefinition des Wachstumsbegriffs und im Kontext der gegenwärtigen Exzesse unserer Produktionssysteme und Konsumgewohnheiten erforschen. Hierzu bringen wir ausgewählte Materialmuster und Artefakte aus nachwachsender Biomasse (u.a. pilzbasierte Werkstoffe, Makroalgen, Paludikulturpflanzen) mit aktuell diskutierten Exitstrategien, die aus den kapitalistischen Wachstumsexzessen herausführen wollen (u.a. Commoning, Grünes Wachstum, Degrowth), zusammen und entwickeln aus den verschiedenen Konstellationen mögliche Zukunftsszenarien. Dabei geht es nicht darum, konkrete machbare Lösungsansätze zu erarbeiten, sondern zu überprüfen, inwiefern die diskutierten Exitstrategien tatsächlich Auswege aus den vorherrschenden Paradigmen des fortgeschrittenen Kapitalismus sind und neue Handlungsräume eröffnen können. Ferner fragen wir, welche Potentiale die ausgewählten Materialien als Alternativen zu herkömmlichen Werkstoffen beinhalten, und inwiefern spekulative Szenarien alternative Realitäten eröffnen und über das Material hinausreichende Erkenntnisse generieren können?
 
Ziel ist, im Anschluss an den Workshop gemeinsam eine kleine Publikation mit den entwickelten Szenarien zu realisieren.  
 
Der Workshop verknüpft Fragestellungen und thematische Aspekte des gegenwärtigen cx-Jahresthemas „Exzess“ mit aktuellen Überlegungen aus den Materialwissenschaften, der Bioökonomie und der künstlerischen Erforschung „wachsender Materialien“ an der Plattform MAKE. – Burg Giebichenstein. Er ist klassen- und fachübergreifend und richtet sich an alle Studierenden der Akademie. Die einwöchige Exkursion an die Burg Giebichenstein beinhaltet eine theoretische Einführung und Aufgabenstellung, das Entwickeln und Ausarbeiten der Szenarien mit Studierenden aus Halle und die gemeinsame Realisierung einer Publikation.
 
Gearbeitet wird in interdisziplinären und hochschulübergreifenden Teams. Ein kleines Materialgeld steht zur Verfügung. An- und Abreise sind privat zu organisieren. Private Unterbringung in Halle bei den dort teilnehmenden Studierenden, im Gegenzug Verpflichtung, Studierende aus Halle bei dem geplanten Gegenbesuch zur Endpräsentation in München privat unterzubringen. 
 
Voraussetzungen Offenheit gegenüber einer Zusammenarbeit in hochschulübergreifenden Teams mit Studierenden der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle sowie die verbindliche Teilnahme an der gegenseitigen privaten Übernachtungsvereinbarung (couch-to-couch).
 

 
Ohne Maß? Exzess(e) in der zeitgenössischen Kunst

(FK-T3, KP D.02.09, KP D.03.09)

Dr. Susanne Witzgall, Dr. Ursula Ströbele, Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI)
 
Raum online

Zeit 14.05–16.00 Uhr

Termine Seminar: 28.04., 12.05., 26.05., 09.06., 23.06.2020

Symposium: 17.06. und 18.06.2020 (ganztägig)

Sprache Deutsch (Seminar) und Englisch (Symposium) 

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Exzess kommt vom lateinischen Verb ‚excedere‘ und bedeutet ‚heraustreten, über etwas hinausgehen‘. Ob etwas als Exzess wahrgenommen wird, hängt von kulturell-sozialen und historischen Normgefügen ab. Doch impliziert Exzess nicht nur die Überschreitung von Werteordnungen, sondern auch von ökologischen, sozialen und menschlichen Belastungsgrenzen und meint Maßlosigkeit, Unersättlichkeit, Zügellosigkeit oder Aus- und Abschweifung. Unsere Wirklichkeit scheint heute von diversen Exzessen durchzogen: Die übertriebene Effizienzsteigerung, der hemmungslose Konsum und die Ressourcenverschwendung der modernen Wirtschaft, die Verbalexzesse der Politik, forschungsbasierte Exzesse für eine Produktion und Modularisierung künstlichen Lebens und die algorithmischen Exzesse einer zunehmend verschalteten, digitalisierten Welt sind nur wenige Beispiele für dieses oftmals negativ konnotierte Phänomen im 21. Jahrhundert. Zugleich lockt das Spiel mit und das Übertreten von Grenzen als anthropologische Grundkonstante mit den Verspechen von transzendenten Erfahrungen, der Befreiung von gesellschaftlichen Beschränkungen oder schöpferischen Höhenflügen. In der Bildenden Kunst sind Exzesse traditionellerweise seit jeher beheimatet, da diese oftmals jenseits gesellschaftlicher Etikette und sozialer Normen agieren, Euphorie- und Rauschzustände evozieren, aber auch ökonomische und gesellschaftlich-politische Zustände kritisch reflektieren.
 
Das Seminar erkundet, wie sich die Kunst des 21. Jahrhunderts mit dem Thema „Exzess“ auseinandersetzt und blickt dabei auch auf wegweisende künstlerische Positionen des 20. Jahrhunderts zurück. Der Fokus liegt jedoch auf dem aktuellen Diskurs und der Frage, wie sich zeitgenössische Künstler*innen in einer Zeit, in der scheinbar neue exzessive Verhaltensweisen und Prozesse zu verzeichnen sind oder verstärkt in den Blick rücken, mit diesem ambivalenten Phänomen auseinandersetzen. Die Veranstaltung widmet sich dem Exzess als vielschichtigem (Untersuchungs-)Gegenstand der Kunst, aber auch als künstlerische Strategie der kreativen Entgrenzung und widerständigen Praxis.
 
Genuiner Bestandteil des Seminars ist das gleichnamige Symposium, das am 17. und 18. Juni stattfindet und in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte organisiert wird. Die ersten vier Sitzungen des Seminars sind insofern als Vorbereitung und die letzte Sitzung als Nachbereitung für dieses Symposium geplant.
 

 
Without Measure? Excess(es) in Contemporary Art
Virtual conference, June 17 and 18, 2020

Hosts: Ursula Ströbele (Study Center for Modern and Contemporary Art at Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Munich) / Susanne Witzgall (cx centre for interdisciplinary studies, Academy of Fine Arts Munich)
 


To participate, please register via e-mail by June 15th at Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (subject: “Without Measure”) and we will send you an access link and further information.
 


The word ‘excess’ comes from the Latin verb ‘excedere,’ meaning ‘to step outside, to go beyond something.’ Whether something is perceived as excess depends on cultural-social and historical normative frameworks. Yet excess implies not only the transgression of orders of values, but also of ecological, social, and human capacities, and suggests immoderateness, insatiability, lack of restraint, debauchery, or deviation. Today our reality seems to be saturated by various excesses: exaggerated increases in efficiency, the unrestrained consumption and squandering of resources in the modern economy, the verbal excesses of politics, the research-based excesses of the production and modularization of artificial life, and the algorithmic excesses of an increasingly wired and digitalized world are just a few 21st century examples of this phenomenon, which often has a negative connotation. At the same time, play with and the transgression of limits as anthropological constants entices us with its promise of transcendent experience, the liberation from social constraints, and creative flights of fancy. The term ‘excessive’ can be used to describe a dimension of experience or perception, a stylistic criterion, or a practice that crosses borders. Excesses have traditionally always been at home in visual art, given that they often operate beyond social etiquette and norms, evoking states of euphoria and intoxication, but also critically reflecting on economic and sociopolitical conditions.
 


The symposium “Ohne Maß? Exzess(e) in der zeitgenössischen Kunst” (Without Measure? Excess[es] in Contemporary Art) aims to explore how the art of the 21st century has confronted the theme of “excess.” How do current art practices approach this ambivalent phenomenon at a time when new excessive modes of behavior and processes are emerging, or at any rate seem to be increasingly coming to the fore? This symposium is dedicated to excess as a multilayered object of artistic investigation, but also as an artistic strategy for the creative transgression of boundaries and resistant practice. In connection with the 2019/20 theme of “excess” at the cx center for interdisciplinary studies, the symposium is a cooperation between the cx center for interdisciplinary studies at the Academy of Fine Arts, Munich, and the Study Center for Modern and Contemporary Art at the Central Institute for Art History, Munich. Lectures and Discussions will be in English.
 


Wednesday, June 17, 2020
 


1:30 pm

Welcome and Introduction

Ursula Ströbele and Susanne Witzgall
 



2:00–4:00 pm

Panel 1: Excessive Art?
 


Wouter Davidts (Gent)

Out of Scale. Excessive Size in Contemporary Sculpture
 


Dominik Brabant (Eichstätt-Ingolstadt)

Excesses of the real? Christoph Büchel’s Barca Nostra and art criticism
 


4:00–4:30 pm

Coffee Break
 


4:30–6:30 pm

Panel 2: Excessive Esthetic and (Queer) Identities
 


Julia Skelly (Montreal)

Interrogating Art History’s Excesses: Mickalene Thomas and Queer Black Decadence
 


Daniel Berndt (Berlin/Zürich)

More than Extra – Drag and Queer Identities in Ryan Trecartin’s and Lizzy Fitch’s Video Works
 



Thursday, June 18, 2020
 


10.30 am–12.30 pm

Panel 3: Art and the Excess of Objects
 


Rahma Khazam (London/Paris)

On Objects and their Excesses
 


André Rottmann (Berlin)

Another Vision of Excess: The Case of Cameron Rowland
 


12.30 pm–1:30 pm 

Break



1:30 pm–3:30 pm

Panel 4: Accumulation and Excesses of Information in the Arts
 

Elisa Linseisen (Paderborn)

Digital | Monumental. Excessive Data Processing in the Work of Ryoji Ikeda
  

Serena De Dominicis (Rome)

Excess. Art Faced to the Productivist Economic Model



3:30 pm–4:00 pm 

Final Discussion
 

 

Im/material and virtual excesses

(FK-T4, KP C.01.09)

Prof. Dr. Marietta Kesting
 
Room E.O1.23 (new building, Akademiestr. 4)

Time Wednesday 14.30–18.30, bi-weekly 
29.04.2020 (introduction), further dates 06.05., 20.05., 03.06, 17.06., 01.07. and 15.07.2020
Teaching language English and German

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Do virtual CGI* – diamonds glitter as brightly as their mined paragons?
In 1985 Jean-François Lyotard and design theorist Thierry Chaput curated the exhibition “Les Immatériaux” at the Centre Georges Pompidou in Paris. The title alluded to a certain ‘liberation’ from modernist discourse on the human side as well as on the material side – from the chains of the industrial revolution and men being the master of matter. It was also called a ‘non-exhibition’ or a ‘manifestation’ of both the computerization of society and the new ordering of knowledge in postmodernism, which Lyotard had already proposed in 1979. What is the status of the im/materials now – 35 years later and reconsidering its proposition through an artistic and queer techno-scientific lens?
 
This seminar explores the tension between media and artistic productions that explore artificial intelligence (AI’s) excessive calculation capabilities critically but also exploit their inherent trans-human possibilities to create other worlds that still often mirror ‘reality’. While AI models and simulation software need excessive amounts of data to try to predict the future based on probabilities and risk reduction and thus create to a certain extent ‘closed’ worlds, several artistic interventions attempt to push the boundaries of technologies to imagine otherwise. Some of those create overwhelming audiovisual environments liberated from the laws of physics and costs of building in the ‘real’ world that employ sensual excesses to ‘immerse’ and affect the viewer.
 
At the same time not disregarding the ‘old’ material side of media art the seminar looks at the connection between streaming platforms and cloud storage that use up more and more resources while promising immaterial, seemingly ubiquitous media access and new subjectivities. The artist Rindon Johnson, working in AR and VR asked: “What’s the point of having a body if I theoretically could make or step into so many?”
 
Required readings include Jean-Francois Lyotard, Bernhard Stiegler, Lucia Mendelova, Francesca Gallo, Jorinde Seijdel, Tom Holert, and Yuk Hui.
 
Artistic positions that will be discussed are, among others, Rindon Johnson, Heather Dewey-Hagborg, Moreshin Allahyari, Katharina Haverich, Susanne Kennedy, Emilija Škarnulytė.
 
*CGI: Computer Generated Imagery