Weniger ist mehr ist exzessiv ist genug
Kritik und Neuverhandlung von Exzess in Design und Architektur
(auch Freie Kunst FK-T2, Kunstpädagogik Modul B.06.09)
Karianne Fogelberg, M. A.
Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4
Zeit Dienstag 12.00–14.00 Uhr, Beginn: 22.10.2019,
weitere Termine (wöchentlich) 29.10., 05.11., 12.11., 19.11., 26.11., 03.12., 10.12., 17.12.2019, 07.01.2020, 14.01., 21.01.
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Die Exzesse der Gegenwart in Form von Überproduktion, der Erschöpfung von Ressourcen und Existenzweisen, aber auch der Überforderung des Einzelnen und der Gemeinschaft widerlegen die Rhetorik vom rechten Maß als Synonym „guter Gestaltung“ auf nicht zu leugnende Weise. Exzess ist das Schreckgespenst einer Moderne, die jede Ausschweifung als Verlust gestalterischer Kontrolle und Ausverkauf gegenüber niederen Mächten und widrigen Umständen wie dem schlechten Geschmack oder unvorhergesehener Nutzung fürchtet, und die gerade deswegen stets Gegenbewegungen inspiriert hat. Gleichzeitig sind Design und Architektur in dem auf Wachstum angelegten Kapitalismus und seinen Mechanismen wie der Erzeugung stets neuer Begehren tief verstrickt. Als gestaltende Disziplinen tragen sie dazu bei, massenweise Dinge, Daten und Optionen hervorzubringen und selbst so wesentliche Entitäten wie Wasser und Luft, Affekte und Gesten zu kommodifizieren.
Es scheint, als begleite die gegenwärtigen Exzesse ein Mangel an Vorstellungskraft. Inwieweit können Design und Architektur diese „Krise der Imagination“ (Naomi Klein) aufbrechen und Alternativen aufzeigen, von konkreten Lösungsansätzen bis hin zu spekulativen Narrativen? Ist es nicht die Essenz von Gestaltung, mit dem Vorhandenen zu arbeiten und Mangel nicht als Einschränkung zu begreifen, sondern als „Inspiration und Kontext für konstruktives und transformierendes Handeln“ (Jeremy Till)?
Wir analysieren im Seminar das ambivalente Verhältnis zwischen Gestaltung und Exzess und untersuchen, welche möglichen Strategien zeitgenössische Positionen aus den Wissenschaften, aus Design und Architektur gegenüber verschiedenen Manifestationen von Exzess vorschlagen und anwenden. Hierzu zählen Ansätze, die den Überfluss als gestalterische Herausforderung adressieren, spekulative Projekte, die im Exzessiven Potentiale für eine Verweigerung gegenüber den dominanten Verwertungsstrategien sehen, oder Positionen, die mögliche Auswege aus den Wachstumsexzessen suchen und nach deren Grenzen fragen, wie De-Growth-Ansätze, einer auf Suffizienz basierenden Ökonomie des Genug, oder einer Rückkehr zur Allmende.
Gelesen und diskutiert werden Arbeiten von u.a. Zygmunt Bauman, Heather M. Davis, Arturo Escobar, Silvia Federici, Amy Franceschini, Julia Lohmann, Sharon Macdonald, Ezio Manzini, Jason W. Moore, Daniel Fernández Pascual & Alon Schwabe (Cooking Sections), Gerda Reith, Jeremy Till, De Urbanisten, Sarah Wigglesworth Architects.
Das Seminar steht allen Studierenden der Akademie offen. Parallel dazu finden gesonderte Termine für Studierende der Innenarchitektur in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Entwurf und Darstellung (Prof. Katja Knaus, Georg Brennecke) statt. Diese Termine werden rechtzeitig angekündigt.
May You Live in Interesting Times
Exkursion zur 58ten La Biennale di Venezia 2019
(auch Kunstpädagogik Modul D.06.09)
Dr. Susanne Witzgall
Raum E.O2.29 (für die Vorbesprechung), Akademiestr. 4
Zeit 11.11.2019 bis 15.11.2019 (Exkursion),
weitere Termine: 05.11.2019 14.00–16.00 Uhr (Vorbesprechung), ein Termin für die Nachbesprechung wird noch vereinbart
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„May you Live in Interesting Times wird zweifellos Kunstwerke miteinschließen, die prekäre Aspekte der heutigen Existenz reflektieren, inklusive unterschiedlicher Stränge zentraler Traditionen, Institutionen und Verhältnisse der ‚Nachkriegsordnung‘,“ konstatiert der Kurator der 58. Biennale von Venedig Ralph Rugoff. Die Kunst habe Rugoff zu Folge zwar keinen Einfluss auf die Politik, aber sie könne in indirekter Art und Weise eine Art Leitfaden sein, wie man in ‚interessanten Zeiten‘ leben mag. Die Exkursion konzentriert sich auf den Besuch und die Analyse der Venedig-Biennale und legt dabei einen besonderen Fokus auf die kritische Diskussion von Rugoffs Ausstellungskonzept, sowie auf Fragestellungen und thematische Aspekte des gegenwärtigen cx-Jahresthemas „Exzess“. Neben der Biennale besuchen wir ausgewählte kollaterale Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und nehmen einige kunsthistorische Highlights mit.
Kolloquium zur cx-Vortragsreihe „Exzess“
(in Kombination mit dem Besuch der Vortragsreihe)
(auch Freie Kunst FK-T3 und Kunstpädagogik Modul D.02.09 und D.03.09)
Dr. Susanne Witzgall
Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 22.10.2019,
weitere Termine: 24.10. (Raum und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben), 29.10., 19.11., 26.11., 03.12., 10.12., 17.12.2019, 07.01.2020, 21.01.
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Das Kolloquium dient zur Vor- und Nachbereitung der Vortragsreihe „Exzess“. Wir lesen im Vorfeld einschlägige Texte der Vortragenden und diskutieren Arbeiten der eingeladenen Künstler*innen und Designer*innen. Darüber hinaus werden die Präsentationen der Vortragsreihe im Nachgang gemeinsam kontextualisiert und analysiert sowie Verständnisfragen geklärt. Am Donnerstag, den 24.10. steht Jason W. Moore für ausführliche Nachfragen zu seiner Keynote am 23.10. zur Verfügung.
Transformationen von Liebe, Schmerz, Exzess
(auch Freie Kunst FK-T4, Kunstpädagogik Modul C.01.09)
Prof. Dr. Marietta Kesting
Raum A.EG.01, E.ZG.04 (04.12., 29.01.), Akademiestr. 2–4
Zeit Mittwoch 14.30–18.30 Uhr, 14-tägig, Beginn: 23.10.2019 (Einführung),
weitere Termine 06.11., 20.11., 04.12., 18.12.2019, 15.01.2020, 29.01., Exkursion nach Berlin 12.–13.12.2019
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Eros und Liebe als Verlangen nach Schönheit und Wissen einerseits und andererseits Ästhetik (als Aisthesis) utopischer Sehnsucht, sinnlicher Lust, Schönheitssuche und Kreativität stehen in einem Spannungsverhältnis und sollen in diesem Seminar anhand (kultur-)theoretischer Annahmen und literarischer wie künstlerischer Praktiken ausgelotet werden. In Medialisierungen wird les- und sichtbar, wie wir uns Liebe, Schmerz und Exzess vorstellen. Brauchen wir diese Aufzeichnungen, um zu wissen, wie sich Liebe, Schmerz und Exzess anfühlt? Welchen Einfluss hat diese Medialisierung auf das Sicht-, Sag- und Denkbare? Wie hängen die schriftliche und audiovisuelle Zeugenschaft mit den potentiell grenzüberschreitenden körperlichen Erfahrungen von Liebe, Schmerz und Exzess zusammen? Wie werden diese verarbeitet und interpretiert in literarischen, theoretischen und künstlerischen Auseinandersetzungen – kurzum: wie werden Liebesschmerz, Sehnsucht und Exzess zu Text- oder Bildlust?
Das Seminar beschäftigt sich mit theoretischen und literarischen Texten. Es startet mit Ausschnitten aus dem klassischen Dialog von Platon (Symposion) und setzt diesen in Bezug zu den Schriften von Hubert Fichte, Roland Barthes, Samuel R. Delaney und gegenwärtiger Autor*innen wie Lydia Lunch, Maggie Nelson, und Amber Jamilla Musser, sowie zu fotografischen, filmischen und künstlerischen Arbeiten von u.a. Leonore Mau, Maya Deren, Pier Paolo Pasolini, Carolee Schneemann und Lili Reynaud Dewar.
Teil des Seminars ist der gemeinsame Besuch mit Kuratorenführung der Ausstellung „Liebe und Ethnologie: Die koloniale Dialektik der Empfindlichkeit (nach Hubert Fichte)“ im Haus der Kulturen der Welt in Berlin (Termin 12.–13. Dez. 2019, beschränkte Teilnehmer*innenzahl). Diese Ausstellung nimmt Hubert Fichtes und Leonore Maus vielfältige Werke zum Ausgangspunkt und befragt sie mit post-kolonialen Theorie- und Kunstpositionen. Hubert Fichtes Schriften stellen auch einen Entwurf der Queer Theorie avant la lettre dar. (https://www.hkw.de/de/programm/projekte/2017/hubert_fichte/hubert_fichte_start.php)
Das Programm des cx centrum für interdisziplinäre studien wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL16023 gefördert.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren*innen.