Ökofeminismen

(FK-T2, KP D.04.09, FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall

Raum E.02.29 sowie E.O1.23 (nur am 11.07), Akademiestr. 2

Zeit Dienstag 14.00–15.30 Uhr, Termine (zweiwöchig): 09.05., 23.05., 06.06., 20.06., 04.07. und 11.07.

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Während der Ökofeminismus für die feministischen Theoriebildung lange Zeit ein ‚rotes Tuch‘ war, werden heute viele seiner grundlegenden Ideen gerade im Kontext der aktuellen neomaterialistischen und posthumanistischen Diskurse wiederaufgegriffen und neu entdeckt. Auch in den Künsten lässt sich derzeit ein starkes Revival des Ökofeminismus konstatieren.

 

Diese (einführende) Lehrveranstaltung widmet sich in sechs zweiwöchentlichen Sitzungen ausgewählten ökofeministischen Ansätzen von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart wie dem kulturellen, dem sozialen, dem kritischen und dem queeren Ökofeminismus und schlägt schließlich den Bogen zu den materiellen Feminismen der Gegenwart. Anhand ausgewählter Texte von Francoise d’Eubonne, Vandana Shiva, Greta Gaard, Stacy Alaimo und anderen, besprechen wir die unterschiedlichen Ausrichtungen und Schwerpunkte dieser Ansätze. Wir diskutieren, auf welche Ökofeminismen immer wieder formulierte Vorwürfe des Essentialismus und der Naturalisierung von Geschlechterdifferenzen zutreffen könnten und warum dies mit einer speziellen Konzeption von ‚Natur‘ zusammenhängt (Alaimo). Der Schwerpunkt unserer Analyse liegt jedoch auf der Frage, inwiefern der Ökofeminismus „eine kraftvolle Kritik des Mensch-Natur-Verhältnisses im Kapitalismus entwickelt, die sowohl analytisch als auch politisch nach wie vor sehr inspirierend wirken kann“ (Bauhardt). So hat der Ökofeminismus seit jeher nicht nur wichtige und immer noch hoch aktuelle Bezüge zwischen der Unterdrückung der Frau und der Ausbeutung von ‚Natur‘ aufgezeigt, sondern in einigen seiner Versionen auch intersektionale Verbindungen zwischen der Degradierung und Zerstörung der Umwelt sowie diskriminierenden Unterdrückungsmechanismen enthüllt, die sich entlang nicht-normativer Sexualität und Genderformen sowie der kulturellen Kategorien von race und Klasse vollziehen (Plumwood).

 

 

Vom Ökofeminismus zu Trans und Indigenen Ökologien

Nicht-Normative Perspektiven auf NaturKulturen in Theorie und Kunst der Gegenwart

(FK-T2, FK-T3, KP D.04.09, KP D.05.09, FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall

Raum E.O1.23, Akademiestr. 2

Zeit Mittwoch 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 26.04. (Vorbesprechung), weitere Termine: 10.05., 17.05., 24.05., 31.05., 07.06., 14.06., 21.06., 28.06., 05.07., 12.07.2023

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Ansätze des Ökofeminismus sowie der Trans und Indigene Ökologien sehen die Abwertung von marginalisierten Menschengruppen (Frauen, Trans* Personen oder People of Colour) sowie die Ausbeutung der Erde als sich gegenseitig verstärkende Unterdrückungssysteme an. Der Kampf um Rechte und Befreiung des einen ist für sie insofern eng mit dem Kampf um die Rechte und die Befreiung des anderen verbunden. Unter zentralem Beschuss stehen dabei die im westlichen Denken tief verankerten „dualistischen Strukturen von Andersheit und Negation“ (Plumwood), die sich in binären Begriffen von Kultur/Natur, Vernunft/Körper, Rationalität/Animalität, oder Selbst/Anderer ausdrücken – das heißt in oppositionellen Wertepaaren, auf denen normative Zuschreibungen sowie Ausgrenzungs- und Abwertungsmechanismen beruhen.

 

In dem Seminar analysieren wir künstlerische und theoretische Positionen, die dem Ökofeminismus und dem Feld der Trans oder Indigenen Ökologien zuzuordnen sind und untersuchen mögliche Allianzen, Konvergenzen und Differenzen zwischen diesen Feldern. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie diese Ansätze vor dem Hintergrund der vielfältigen sozio-ökologischen Krisen helfen können, nicht-diskriminierende und nicht-dominierende Beziehungsformen und lebensfördernde wechselseitige Verantwortlichkeiten zu imaginieren und zu realisieren. Wir diskutieren, die Aktualität und Fallstricke ökofeministischer Perspektiven, reflektieren wie das Konzept von „trans“ erweitert werden kann, ohne es seiner historischen, politischen und kulturellen Bedeutung zu berauben (Seymour) oder fragen ob von indigenen Kosmologien gelernt werden kann ohne die Kultur indigener Menschen zu fetischisieren oder zu appropriieren. Nicht zuletzt gilt es zu beleuchten, was die Künste als „strange tools“ (Alva Noe) der Welterkundung bei der Adressierung solcher Themen und Fragestellungen auszeichnet und von wissenschaftlichen Ansätzen unterscheidet. Besprochen werden sollen unter anderem künstlerische Arbeiten von Marwa Arsanios, Micha Cardenas, Karrabing Film Collective oder Emerson Pontes alias Uýra Sodoma sowie Textausschnitte von Theoretiker*innen wie Val Plumwood, Maria Mies, Cleo Wölfle Hazard, Susan Stryker, Nicole Seymour, Deborah Bird Rose oder Robin Wall Kimmerer. Alternative oder weitere Vorschläge zu themenrelevanten Kunstwerken oder Texten, die in dieser Lehrveranstaltung besprochen werden können, sind herzlich willkommen. Geplant ist außerdem ein Tagesausflug zur Ausstellung „1,5 Grad“ in der Mannheimer Kunsthalle.

 

Das Seminar schließt thematisch an das Seminar „Black, Crip, Queer und Sex Ökologien“ im letzten Wintersemester an, ist jedoch als unabhängige Lehrveranstaltung konzipiert und deshalb ausdrücklich auch für Studierende geeignet, die das Seminar im Wintersemester nicht besucht haben.