„Der Sturm kommt, der Sturm kommt“. Bewegende Umweltnarrative im Spielfilm
Seminar – Filmscreenings und anschließende Analyse (FK-T2, FK-T3, D.04.09, D.05.09, C.01.09, FU-Z1)
Dr. Susanne Witzgall
Raum Akademiestr. 2, E.O2.29 sowie Auditorium E.EG 28 (am 06.05. und 10.06.2025)
Zeit Dienstag 17.30–21:00 Uhr (April/Mai wöchentlich; Juni 14tägig), Beginn: 22.04.2025, weitere Termine: 29.04, 06.05., 13.05., 20.05., 27.05., 10.06., 24.06., 08.07. (22.07.2025)
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Im Spielfilm werden ökologische Themen und Mensch-Natur-Beziehungen nicht nur in dystopischen Zukunftsszenarien verhandelt, in denen die Ausbeutung und Zerstörung der Landschaft mit einer totalitären Gesellschaftsform einhergeht und sich vorwiegend eines negativ konnotierten emotionalen Registers bedient wird. Viele filmische Fiktionen sprechen in Umweltgerechtigkeitsnarrativen gezielt die Empathie der Zuschauer*innen an oder nähern sich dem Themenkomplex in Form von Camp, Ironie und Satire. In Filmen, die dem Genre des „Solarpunk“ nahestehen, sind darüber hinaus optimistischere Ansätze ökologischer Zukunftsutopien zu finden.
Das Seminar besteht aus einem Filmscreening ökologischer Spielfilme und einer anschließenden Analyse und Diskussion des Gesehenen. Zur Auswahl steht eine Reihe von alten Kultklassikern und neueren Ikonen dieser Spielfilmsparte, die erst seit den 1970er Jahren parallel zur einer verstärkten Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Umweltfragen die Darstellungswürdigkeit ökologischer Themen entdeckte. Dabei besprechen wir insbesondere – im Anschluss an ausgewählte Theoretiker*innen wie Alexa Weik von Mossner oder Nicole Seymour – wie wir als Betrachter*innen filmische Charaktere, Aktionen und Umwelten auf einer kognitiven und emotionalen Ebene erfahren, wie wir dazu eingeladen werden, durch bestimmte Erzählungen uns um menschliche und nichtmenschliche Andere zu sorgen oder welche (gesellschaftspolitischen) Effekte gezeigte spekulative Zukünfte hervorrufen wollen. Die Filmauswahl beinhaltet prophetisch-düstere, tragisch-komische und hoffnungsvolle Narrationen und reicht von Spielfilmen wie Silent Running (1972) oder Stalker (1979) bis hin zu Beast of the Southern Wild (2012) und Don’t look up (2021).
Von der automatischen Emotionserkennung zur Empathiemaschine. Medientechnologien und Affekt in Kunst und Theorie
Seminar (FK-T2, FK-T3, D.04.09, D.05.09, FU-Z1)
Dr. Susanne Witzgall
Raum E.01.23., Akademiestr. 2
Zeit Mittwoch 14.00–16:00 Uhr, Beginn: 23.04.2025, weitere Termine: 30.04, 07.05., 14.05., 21.05., 28.05., 11.06., 18.06., 25.06., 02.07., 09.07., 16.07., (23.07.)2025
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Unsere Beziehung zu digitalen Technologien ist im letzten Jahrzehnt zunehmend und auf radikale Art und Weise affektiv geworden. Seit dem Aufkommen affektiver Datenverarbeitung (affective computing) oder „Emotions-KI“ (McStay) werden menschliche Gefühle technologisch registriert, kategorisiert, reguliert und künstlich generiert. Durch algorithmische Verarbeitung findet zum einen eine Rationalisierung von Affekten (Bösel) statt, die häufig mit Hilfe sozialer Netzwerke ihre ökonomische Ausbeutung und beliebige Manipulation im „Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ (Zuboff) ermöglicht. Zum anderen werden Computersoftwares „emotional intelligent“ und treten immer stärker in eine affektive Beziehung zu ihren User*innen. Nicht zuletzt lässt sich eine intensivierte sensorische Verbindung von Umwelt, Medientechnologien und Menschen registrieren. Medientechnologien sind so längst fester Bestandteil affektiver Milieus oder „Affektökologien“ (Angerer) geworden, bei denen Affekte als Interface und Link (Tuschling) zwischen technischen Instrumenten, dem Menschlichen und Mehr-als-Menschlichen fungieren.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen künstlerische Arbeiten und theoretische Texte, welche das jüngste Affektiv-werden medientechnologischer Prozesse und Praktiken analysieren und kritisch reflektieren. Neben den Chancen und Gefahren der technologischen Erkennung und Generierung von Emotionen sowie der automatischen Affektregulation, diskutieren wir außerdem über die (ambivalenten) Potentiale technischer Emotionsprothesen und „technologies of sensing“ (Volkhart), die eine gesteigerte Sensibilität für ökologische Zusammenhänge oder eine größere Empathie für die Mehr-als-Menschliche Welt ermöglichen sollen. Wir besprechen Arbeiten von Trevor Paglen, Cecile B. Evans oder Melanie Gilligan sowie weiterer zeitgenössischer Künstler*innen und lesen Texte von wichtigen Medien- und Affekttheoretiker*innen wie Marie-Luise Angerer, Geert Lovink, Luke Stark, Sherry Turkle und anderen.