Künstlerinnen (m/w/d) der Ausstellung:
Mercedes Azpilicueta
Bérénice Gaça Courtin
Pierre-Yves Delannoy
Robert Gabris
Katharina Gahlert
Olivia Rode Hvass
Melike Kara
Mit Performances von:
Sadrie Alves
Bérénice Gaça Courtin
Pierre-Yves Delannoy
Klara Virnich
"Mit der Ausstellung under the weaver’s hands öffnet die Kunsthalle Trier ihre Türen für ein eindrucksvolles Zusammenspiel von Textil- und Performancekunst. Vom 27. März bis 27. April 2025 lädt die Ausstellung dazu ein, die vielschichtige Verbindung zwischen Körper, Material und gesellschaftlicher Normierung zu erkunden.
Textilien sind nicht nur Gebrauchsgegenstände oder dekorative Elemente – sie erzählen Geschichten, speichern Erinnerungen und reflektieren die Strukturen von Macht, Identität und Zugehörigkeit.
Textil als künstlerisches Medium besitzt eine lange Tradition, die von kunsthandwerklichen Techniken bis hin zur Avantgarde reicht. Während Künstlerinnen wie Anni Alber, Sonia Delaunay-Terk oder Sophie Taeuber-Arp früh das Potenzial textiler Gestaltung für die abstrakte Kunst erkannten, wurde das Medium in der feministischen Kunst der 1960er und 1970er Jahre bewusst als Ausdrucksmittel politischer und persönlicher Narrative eingesetzt. Heute erleben textilbasierte künstlerische Praktiken ein erneutes Erwachen – sie dienen als Mittel der Subversion, der Wiederaneignung von Geschichte(n) und der Dekonstruktion normativer Ordnungssysteme.
Die Ausstellung under the weaver’s hands rückt jene Erzählungen in den Vordergrund, die durch hegemoniale Strukturen überlagert, vergessen oder verdrängt wurden. In der Überlagerung von Fäden, in den Brüchen und Unregelmäßigkeiten der Textur, offenbaren sich jene Lücken und Leerstellen, die von dominanten Geschichtsschreibungen ignoriert wurden. Der Faden wird zum Träger von Erinnerungen, zum Werkzeug des Widerstands und zur Spur einer vielschichtigen Identität.
Historisch war textile Handarbeit oft mit einem binären Geschlechterverständnis verknüpft. Während sie im globalen Norden als weiblich galt, war sie in anderen Kulturen – etwa in Westafrika oder in Japan – oft männlich dominiert. In anderen Gesellschaften wurde Geschlecht hingegen nicht starr definiert, sondern als wandelbar verstanden. Zugleich wurde textile Kunst im Westen lange als bloßes Handwerk abgewertet und aus dem Kanon der „hohen“ Kunst ausgeschlossen. Die Ausstellung reflektiert diese Zuschreibungen und fragt, inwiefern textile Praktiken Identitäten formen, normieren oder unterwandern.
Eine begleitende Performance-Reihe vertieft diesen Dialog und macht die in der Ausstellung verwebten Erzählungen körperlich erfahrbar. Durch Bewegung, Sprache und Interaktion werden textile Strukturen lebendig – das Material wird nicht nur betrachtet, sondern erlebt. In dieser Verbindung aus Performance und Textilkunst eröffnet under the weaver’s hands Räume für Reflexion, Erinnerung und Transformation."