08.01.2019
Panel Animistische Konzepte des Menschlichen, Jahresthema 2018/19: Human After Man
Panel „Animistische Konzepte des Menschlichen“, cx-Vortragsreihe „Human After Man“
cx centrum für interdisziplinäre studien, Akademie der Bildenden Künste München
Den sechsten Abend von „Human after Man“ bestreitet der Anthropologe Istvan Praet. Einer der zentralen Forschungsschwerpunkte des Belgiers liegt auf dem Vergleich von indigenen und westlich-wissenschaftlichen Konzepten des Menschlichen und des Lebens. Nach Praet, der intensive Feldforschungen in Ecuador durchgeführt hat, kennen beispielsweise “Indianer und andere sogenannte animistische Personen“ kein Konzept des “anderen Menschen” oder anderen Lebewesens. Die Vorstellung des “Fremden” oder der “Tierwelt” sind, dem Anthropologen zufolge, bis zu einem gewissen Grad für sie unmöglich. In seinem Vortrag befragt Praet unsere moderne (koloniale/neokoloniale) Konzeption der Welt, indem er animistischen Ideen des Menschlichen sowie des Lebens untersucht. Außerdem zeigt er auf, wie solche Ideen gegenwärtig auf dem Feld der Astrobiologie (der wissenschaftlichen Suche nach Leben jenseits der Erde) neu gedacht werden.
Istvan Praet ist Außerordentlicher Professor in Anthropologie an der University of Roehampton, London. Zu seinem akademischen Interesse zählt die ethnografische und vergleichende Untersuchung von Konzepten der Humanität und des Lebens im westlichen wie im nicht-westlichen Kontext. An der Universität Oxford studierte er Sozial- und Kulturanthropologie und wurde dort 2006 promoviert. Seitdem erhielt er im Vereinigten Königreich wie im Ausland mehrere Forschungsstipendien (Wenner-Gren Hunt Fellowship in Cambridge, mehrere Forschungsstipendien im Laboratoire d’Anthropologie Sociale in Paris sowie eine Rachel Carson Fellowship an der LMU in München). Praet führte langjährige Feldforschung mit den Chachi in Esmeraldas, Ecuador, durch und hat zahlreiche Publikationen zu indigenen Konzepten von Menschlichkeit in Südamerika und andernorts vorgelegt. Er ist der Verfasser von Animism and the Question of Life (Routledge, 2014), wo er kulturübergreifende Begriffe von Humanität und Leben untersucht. In den letzten Jahren arbeitete Praet an der Schnittstelle von naturwissenschaftlichen und technologischen Studien (STS) und der Anthropologie der Wissenschaft. Er entwickelte ein Interesse an modernen wissenschaftlichen Begriffen der Humanität und des Lebens und der Frage, wie sie im Kontext der Erkundung des Weltraums neu definiert werden (siehe Praet und Salazar 2017, Sonderausgabe von Environmental Humanities). Er vollendet derzeit ein neues Buch, das auf ethnografischen Forschungen mit Astrobiologen, Planetenforschern und künstlerischen Forschern beruht.