Zhipeng Wang und Anna Avits von der AdBK München ausgezeichnet

Der 2006 erstmals ausgelobte BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk findet in diesem Jahr bereits zum achtzehnten Mal statt. Überreicht wurden die Preise am 02.03. auf der Internationalen Handwerksmesse IHM. Aus insgesamt 66 Einreichungen, die in diesem Jahr aus 16 Ländern eingingen, ermittelte die Jury drei Preisträger*innen und zwei Belobigungen:


Den ersten Preis erhält: Zhipeng Wang, Deutschland, München
Den zweiten Preis erhält: Philsoo Heo, Deutschland, Essen
Den dritten Preis erhält: Lingjie Wang, China, Shanghai
Eine Belobigung erhält: Anna Avits, Deutschland, München
Eine Belobigung erhält: Esther Gleuwitz, Deutschland, Feucht

 

Jury:

• Dirk Allgaier, Verleger Arnoldsche Art Publishers
• Simon Emmerlich, Journalist
• Prof. Suska Mackert, Künstlerin
• Schnuppe von Gwinner, Kunsthistorikerin, Autorin, Kuratorin
• Gisbert Stach, Künstler
• Antonia Voit M.A., Münchner Stadtmuseum, Sammlungsleiterin Sammlung Angewandte Kunst

 

Die Arbeiten der drei Preisträger*innen, der zwei Belobigungen und der 15 Finalist*innen wurden vom 28. Februar bis 3. März 2024 auf der IHM und werden im Anschluss vom 12. April bis 11. Mai 2024 in der Galerie für Angewandte Kunst des Bayerischen Kunstgewerbevereins ausgestellt.

 

 

 

Informationen zu den Preisträger*innen:

 

Den ersten Preis erhält: Zhipeng Wang (Deutschland, München)


Begründung der Jury:
Federleicht mit smarter Haptik. Rechteck mit präzisen Kanten. Tafelgröße circa 9 x 5 x 1 cm. Eine klassische, universelle Form. Puristisches Understatement. Die rückseitige Edelstahlbroschierung
offenbart: es handelt sich um einen Ansteckschmuck. Aus recyceltem chinesischem Tee und 925er Silber, mit Bindemittel gehärtet. Das Material offenbart die Sensation. Komprimierte Strukturen verdichten sich assoziativ zu lebhaften Landschaften. Aus der Vogelperspektive betrachtet. Aus sehr großer Höhe. Schimmernde Mäander durch-ziehen sie. Wie ein zerfranster Weg, ein Flussbett, eine verschneite Gipfelkette. »Tea Bricks« nennt der chinesische Künstler Zhipeng Wang seine Schmuckstücke. Er zitiert die, im alten China vor der Ming-Dynastie geläufigste Form gepressten Schwarztees, die den Teehandel signifikant vereinfachte und aufgrund des hohen Wertes von Tee in weiten Teilen Asiens als Zahlungsmittel verwendet wurde. Zhipeng Wangs »Tea Bricks« sind Metaphern seiner Erfahrungen und Erinnerungen als Reisender. Ausdruck seiner kulturellen Identität als Chinese. Ausdruck von Weltläufigkeit.


Der BKV-Preis 2024 ist dotiert mit € 3.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.


Zhipeng Wang, geb. 1996 in Anhui / China
2015-2016 Studium an der China Academy of Art, Design Foundation, Hangzhou, China, abgeschlossen mit B.F.A // 2016-2019 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der China Academy of Art, Hangzhou, China, bei Prof. Zhenghong Wang, abgeschlossen mit B.F.A. // 2020 - 2024 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der AdBK Akademie der Bildenden Künste München, bei Prof. Karen Pontoppidan

 

 

Eine Belobigung erhält: Anna Avits (Deutschland, München)

Begründung der Jury:
Halsschmuck und Brosche der ukrainischen Künstlerin Anna Avits lassen an die gefiederten Körper von Vögeln denken. Das freigelegte textile Gewebe der alten Gummireifen, die sie als Material verwendet, verstärkt diesen Eindruck noch. Mit dem Titel »Black Swan« verweist Avits auf das zunächst für die Finanzgeschichte beschriebene Phänomen unvorhergesehen eintretender Ereignisse, die massive Auswirkungen haben, wie etwa Terroranschläge oder Naturkatastrophen. Titel, Formgebung und Material eröffnen einen vielschichtigen Bezugsrahmen: Er reicht von der in der Ukraine in friedlichen Zeiten verbreiteten Praktik, aus alten Autoreifen weiß angemalte, dekorative Schwäne zu formen über den Einsatz brennender Reifen auf dem Maidan in Kiew bis hin zu Zerstörung und Tod, und geht gleichzeitig über die Reflexion des Krieges hinaus.

 

Diese Auszeichnung ist dotiert mit einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint.


Anna Avits, geb. 1994 in Donezk / Ukraine
2011-2014 Studium der Fachrichtung Architektur an der Nationalen Universität für Bauwesen und Architektur in Kiew, Ukraine // 2015-2019 Ausbildung zur Goldschmiedin an der Städtischen Berufsschule für das Bau- und Kunsthandwerk, München, Abschluss als Goldschmiedemeister // Seit 2020 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der AdBK Akademie der Bildenden Künste München, bei Prof. Karen Pontoppidan

 

 

Der Bayerische Kunstgewerbeverein e.V.

Der 1851 gegründete Bayerische Kunstgewerbeverein (BKV) ist heute ein Berufsverband und eine Interessensvertretung von über 450 Kunsthandwerkern aus allen Gewerken. Im Zentrum von München betreibt der Verein ein Ladengeschäft und eine Galerie. In der Galerie für Angewandte Kunst werden in jährlich acht Ausstellungen einzelne Kunsthandwerker*innen und sowie Positionen des Kunsthandwerks vorgestellt. Außerdem ist der Verein auf Messen vertreten.

Der BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk

Zu den wesentlichen Aufgaben des Bayerischen Kunstgewerbevereins gehört die Förderung des Nachwuchses. Durch die Unterstützung der LfA Förderbank Bayern kann seit dem Jahr 2006 der BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk einmal jährlich verliehen werden. Die dotierten Preise sollen den beruflichen Werdegang der Preisträger auch finanziell unterstützen.


Ausschreibung

Die Ausschreibung wendet sich an junge Kunsthandwerker*innen unter 35 Jahren, die am Beginn ihrer beruflichen Entwicklung stehen, aber ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben. Die Ausschreibung ist international und an alle Gewerke gerichtet.


Kriterien

Dieser Preis zeichnet Arbeiten aus, die auf der Basis handwerklicher Qualität eigenständige künstlerische Gestaltung zeigen.

 

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