https://www.fluxus-plus.de/ausstellung-im-atrium.html
Ein Foto Marcel Duchamp, aufgenommen 1912 in München. Und 17 Zeichnungen, angefertigt nach diesem Foto, mehr als hundert Jahre später in Paris. Die Straßenmaler auf dem Montmartre haben sich Duchamps radikal ausdrucksloses Fotoporträt angeeignet, jeder in seiner eigenen künstlerischen Handschrift, ein Kaleidoskop an Charakteren geschaffen, wie es vielfältiger kaum sein könnte. Dabei führte gerade Duchamps Münchner Zeit, in der das Foto entstand, zu seinem Entschluss, sich von jeder Form von künstlerischer Handschrift, der „patte“, der „Tatze“, zu befreien!
„Marcel Duchamp. La Patte“ von Rudolf Herz ist ab 27. April im Museum FLUXUX+ in Potsdam zu sehen. Eine Fotografie, 17 Zeichnungen: eine ironische Replik auf Duchamps damaligen Entschluss, aufzuhören, „ein Maler im professionellen Sinne“ zu sein. Sein Fotoporträt von 1912 zeigt Duchamp in nüchterner Objekthaftigkeit; damit nimmt es die Entwicklung vorweg, die durch seine revolutionäre Idee der Readymades und sein Meisterwerk „Das große Glas“ wegweisend sichtbar wird.
Beim Münchner Konzeptkünstler Rudolf Herz gehen bildnerische Arbeit und historische Forschung Hand in Hand. So hat er seine Recherchen zu Duchamps rätselhaftem München-Aufenthalt im Buch „Le Mystère de Munich“ veröffentlicht und Duchamps Münchner Wohnung als Großplastik rekonstruiert: die Wiege der konzeptuellen Kunst. Wenn nun im Auftrag von Herz die Pariser Zeichner dem Porträt von Duchamp ihre Handschrift aufdrücken, ihre „patte“, eröffnen sie ein Rollenspiel – so wie es auf seine Weise Duchamp tat, der sich seit den 20er Jahren in den unterschiedlichsten Rollen vor der Kamera inszenierte und sich jeglicher Identität verweigerte, die seine Freiheit einengen könnte.
„Marcel Duchamp. La Patte“ reflektiert spielerisch, assoziativ eine revolutionäre Wende in Duchamps Schaffen, die ihn zu einer zentralen Figur in der Kunst des 20. Jahrhunderts machte.
Das Museum FLUXUS+ freut sich, die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Museum West Den Haag (NL) realisieren zu können. Es erscheint ein Katalogbuch im Kerber Verlag.
Die Eröffnung ist am 26. April 2024 um 18 Uhr im Atrium des Museum FLUXUS+. Der Künstler ist anwesend.
Die Performerin Julia Wahren präsentiert anlässlich der Eröffnung kurze Kompositionen für Solostimme, inspiriert von Duchamps virtuosen Sprachspielen.
Begrüßung: Heinrich Liman
Einführung und Moderation: Dr. Philipp Norman John