Klasse Julian Rosefeldt  |  Raum Historische Aula  |  https://vincenthannwacker.com/

The Suspect Vincent Hannwacker
2024, Dia-Projektion

Als ich mich irgendwann mal selbst gegoogelt habe – wie man das eben so macht – bin ich über einen Zeitungsartikel der New York Times aus dem Jahr 1986 gestoßen.
Darin wird über einen Kleinkriminellen berichtet: Ein Beamter, der Büroutensilien und Möbel aus seinem Büro während der Geschäftszeiten verkauft hat und schließlich dabei aufgeflogen ist. Der Artikel liest sich wie der Plot eines Coen-Brüder Films oder Gangster Pulp Romans, mitsamt „undercover detectives posing as businessmen“.
Und der Protagonist der Story trägt den gleichen Namen wie ich:
Vincent Hannwacker.
Beim Lesen des Artikels und dem bizarren Gefühl, meinen Namen im Zentrum einer 80er-Jahre New Yorker Crime Story zu sehen, hab ich mich gefragt, wer war dieser Mann? Dieser einzige Namensvetter, den ich im Internet finde konnte.
In meiner Arbeit will ich diese unbeachtete Randnotiz von vor fast 40 Jahren wieder aufleben lassen. Mich auf Spurensuche begeben nach meinem kriminellen Doppelgänger. Mithilfe eines Dia-Archivs aus der Zeit und Ausschnitten aus dem original Artikel will ich die Gesichte erzählen von Vincent Hannwacker, „the man who was supposed to mind the store but ended up selling it“.

 

Sweat
2024, Videoarbeit, 6 Min.

Die klassische Kernfamilie. Wir sehen die vier verschiedenen Familienmitglieder in alltäglichen Situationen, bei denen sie von der Kamera beobachtet werden. Der Vater schneidet in der Küche Gemüse und bereitet das Abendessen vor, während die Mutter die letzten Mails auf ihrem Computer beantwortet. Die Teenager-Tochter übt E-Gitarre in ihrem Zimmer und der Sohn nimmt ein Bad, um abzukühlen. Denn alle vier kämpfen mit der Hitze und dem Schweiß, der ihnen über die Haut läuft. Ventilatoren laufen, Briefe werden zu Fächern umfunktioniert.
Irgendwann geht die Mutter auf den Balkon, um die vertrockneten Pflanzen zu gießen. Sie spürt einen Tropfen, sieht nach oben und streckt ihre Hand aus. Regnet es etwa? Ihr Blick bleibt nach oben gerichtet, doch das scheint es gewesen zu sein. Sie geht wieder ins Innere und die Kamera offenbart, dass sie sich auf gar keinem echten Balkon befand: Die ganze Wohnung ist Fassade.

 

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