Ego-Shooter
2024
4 HD Videos mit 4 Mono-Audio Spuren, Länge 5:05h

 

In der 4-Kanal-Videoinstallation "Ego-Shooter" verschmelzen Dokumentation und Inszenierung zu einer Arbeit, die mal mehr, mal weniger tief in psychische und soziale Dynamiken eintaucht und diese enthüllt. Die Bühne: eine 10-stündige Hausparty, ein Raum, vier DarstellerInnen. Jede der vier DarstellerInnen trägt während der gesamten Party ein Rig um den Bauch, an dem eine Kamera befestigt ist, die frontal das Gesicht filmt. Die Snorricam, im Spielfilm oft verwendet, um Rauschzustände darzustellen, verleiht den Gesichtern der DarstellerInnen eine unmittelbare Nähe. Jeder Protagonist wird zum Schauspieler und gleichzeitig zum Beobachter. Gleichzeitig wird der Betrachter zum Voyeur, der die Emotionen und Gedanken der ProtagonistInnen hautnah miterlebt.

 

Anfangs noch jugendsprachlich-ironisch über ihren Gesprächsthemen stehend, bröckelt im Verlauf der Nacht die Fassade der vier DarstellerInnen. Was bei Polanskis "Gott des Gemetzels" die politische Korrektheit der Bourgeoisie ist, ist hier die Coolness einer subkulturellen Bubble. Wie in Sartres "Huis Clos" wird es zunehmend schwer, mit den anderen auszukommen. Doch das Verlassen des Raumes und der Gemeinschaft ist ebenso wenig eine Option.

 

Der Titel "Ego-Shooter" birgt eine vielschichtige Bedeutung: Er verweist auf den Akt der Selbstinszenierung, die Umkehrung der aus dem Gaming bekannten Perspektive und das metaphorische "Aufeinanderschießen" der DarstellerInnen im verbalen Schlagabtausch.

Als Update zu Rosalind Krauss’ "Video: The Aesthetics of Narcissism" und Kommentar zu Selfies, Social Media und Zoom-Meetings navigiert "Ego-Shooter" mit subtilem Humor durch die komplexe Beziehung zwischen Selbstbild und dem Blick des Anderen.

 

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