Preis des Akademievereins
Klasse Armin Linke  |  Raum Altbau | A.O1.20  |  https://anna-schuebel.com

The World Softly Lulls, 2024
Immersiver Soundscape
8-Kanal-Installation, 30 min.
GEOFON / Raspberry Shake Earthquake & Infrasound Monitoring
Seismologische Datenarchiv Samples


Invisible Folds, 2022
Laserausbelichtung
Fuji Flex Fotopapier
180 x 120 cm


„One’s mind and the earth are in a constant state of erosion, mental rivers wear away abstract banks, brain
waves undermine cliffs of thought, ideas decompose into stones of unknowing, and conceptual crystallizations
break apart into deposits of gritty reason. […] This movement seems motionless, yet it crushes the landscape
of logic under glacial reveries. This slow flowage makes one conscious of the turbidity of thinking. Slump,
debris slides, avalanches all take place within the cracking limits of the brain.“ – Robert Smithson, 1968

 

The World Softly Lulls nimmt uns mit auf eine Reise: Im Zentrum der raumgreifenden Klangkartographie steht die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Medium Erde und den Grenzen menschlicher Wahrnehmung. Die installative Soundcollage sampelt Daten aus den weltumspannenden Netzwerken unterschiedlicher seismologischer Archive, Plattformen und Programme, die von wissenschaftlichen Institutionen (GFZ Geofon, Universität Potsdam) oder Privatpersonen (RaspiShake/Nerd) gespeist / gepflegt werden. In den archivierten seismischen Klängen wird die Vergangenheit zu einem auralen Echo im Hier und Jetzt, während Sonifikationen (Umwandlung von für den Menschen unhörbaren Phänomenen in hörbare Klänge) es erlauben zukünftige Gefahrenlagen besser einschätzen bzw. vorherzusagen zu können.


Die künstlerischen Strategien der Aneignung und Fragmentierung hinterfragen überkommene Grenzziehungen und initiieren transdisziplinäre Dialoge in einer experimentellen Aufführungssituation: Anna Schübels Diplom friert als audio/visuelles Szenographie/Seismogramm die tieffrequenten Klänge tektonischer Aktivitäten ein und lässt ihre Spannungsfelder körperlich wie räumlich spürbar werden – die Übersetzung sonischer Materialitäten in architektonische und performative Dimension. Die Besucher*innen werden zu Protagonist*innen einer Choreografie, bei der ihre Bewegungen die Komposition formen. In diesem dynamischen Gefüge von Stoffkreisläufen und Erdzuständen werden unsere Körper zu Sensoren und der Raum zum Instrument, um geohistorische Ereignisse zu erforschen. Das minimalistische Environment aus Bewegung und Klang schafft eine Ereignisstruktur als inszenierte Erfahrungsarchitektur. Diese umfasst elektroakustische Kompositionen, Klangforschung, Dramaturgie, Sound Art & Studies sowie Elemente aus Phänomenologie, Geophysik und Psychoakustik. Die Architektur wird nicht einfach konfrontiert, sondern integriert, so entsteht eine poetische Klanglandschaft, die es dem Publikum ermöglicht, schwer fassbare physikalische als akustische Phänomene zu begreifen und sich auf mehr-als-menschliche Rhythmen und Zeitverläufe einzulassen.


Ein akustischer Ausflug, der individuelle Hörerfahrungen und unsere Wahrnehmung herausfordert. Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Utopie und Dystopie, Kunst und Ökologie, anthropogenen Eingriffen und geologischen Kräften, entfaltet sich ein immersives Soundscape als planetare Imagination, das die Klänge der Erde als Archiv anerkennt und in all ihrer Komplexität einfängt.

 

Anna Schübel, Multimedia-Künstlerin, lebt in München und Berlin und arbeitet an den Schnittstellen von Sound, Performance, Installation und Fotografie. Sie erforscht Klang und Raum in mehrdimensionalen Installationen und Performances. Dabei experimentiert sie mit verschiedenen Genres, Instrumenten und der Verschmelzung von Field Recordings, Tonband-Schleifen und fragmentierten Klängen. Sie ist Co-Kuratorin des Ausstellungsprojekts drift in München und Teil des Performance- und Klangkunstkollektiv Dynamische Akustische Forschung (DAF).

 

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