Prof. Dr. Ursula Rogg hat im Bereich Kunstpädagogik die neu geschaffene Klasse für Quereinstieg an der Akademie der Bildenden Künste München übernommen.

 

Mit dem Quereinsteiger*innen-Programm reagiert die Akademie der Bildenden Künste München auf das wachsende Interesse von Künstler*innen an Vermittlung und Unterricht. Das auf 3 Jahre angelegte Studium bereitet auf das erste Staatsexamen für das Fach Kunst an Gymnasien vor. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung künstlerischer Vermittlungsmethoden und ist neben der pädagogisch-didaktischen Ausbildung vor allem praktischer Natur. Das Studium richtet sich an Künstler*innen mit einem abgeschlossenen Studium an einer Kunsthochschule oder Akademie und setzt ein Interesse an Pädagogik und gesellschaftlichen Fragestellungen sowie eine aktive, künstlerische Praxis voraus. Des Weiteren wird ein Interesse an zeitgenössischer Kunst und künstlerischer Vermittlung vorausgesetzt.

 

Ursula Rogg verknüpft in ihrer künstlerischen Arbeit dokumentarische Erzählformen mit inszenatorischen Elementen. Häufig arbeitet sie dabei mit Gruppen, deren Identitäten und Narrativen. Individuelles Erleben, Friktion und die Präsenz der menschlichen Ausdruckskraft erzeugen einen spezifischen Blick auf gesellschaftliche Kontexte. Nach einer langen Produktionsphase mit den Mitteln der Fotografie hat sich Ursula Rogg auditiven Medien sowie Echtzeit-Ereignisformen zugewandt. Ihre jüngeren Werke umfassen auditive Feldforschungen und künstlerisch-wissenschaftliche Studien von Milieus oder Institutionen. Darüber hinaus gibt es filmische Dokumentationen performativer Werke, in denen Kostümierung und Maske, Bewegung, Sound und Stimme dem partizipativen Realismus der Ereignisse und Aufnahmen eine poetische Qualität geben.

 

Ursula Rogg begreift das Lehren als performativen Akt und als transformatorisches Lehr-Lern-Ereignis: „Kunstvermittlung verstehe ich als künstlerische Praxis. Sie hat ein Ziel und folgt einer Imagination, bleibt dabei aber ergebnisoffen, weil die Materialität im Herstellungsvorgang genau wie die Performativität in einer handelnden Gemeinschaft eigene Dynamiken generiert. Diesen Verwandlungen im Erzeugungsprozess zu folgen, ist für mich das interessanteste und lehrreichste, weil es eine Konzentration auf bewusstes Beobachten, Zuhören und Berühren voraussetzt, die Erfindung und Erzeugung von Neuem riskiert und zudem noch Potenzial zur (Selbst-) Ermächtigung hat, wenn man das Zeigen und Sprechen über die eigenen künstlerischen Prozesse, Bezüge und Ergebnisse lernt, ernst zu nehmen. Dieses ganze Paket in seiner Besonderheit zu erfassen, in seiner Eigenwilligkeit zu erhalten und in seiner Dimension für ein grundlegendes Bildungsverständnis produktiv zu machen, ist Ziel meiner Lehre.“

 

Die Verbindung von Kunst, Pädagogik und Vermittlung begleitet Ursula Rogg seit ihrer Ausbildung und durch ihre bisherige berufliche Karriere. Sie hat freie Kunst und Kunstpädagogik an der UdK Berlin, der Kunstakademie München und im MA-Programm des Goldsmith’s College in London studiert. Es folgten Ausstellungen und Publikationen (u.a. Biennale Taipeh, Witte de With, c/o Berlin, Westfälischer Kunstverein, KV München, Kunstmuseum Bonn). Sodann die Tätigkeit als Lehrerin für Kunst und Theater an Berliner Schulen und parallel dazu als Mitglied des Performerinnen-Kollektivs „Dorothy Vallens“ Auftritte am Theater Hebbel am Ufer/HAU und anderen Bühnen.  Es folgten Tätigkeiten als Dozentin für die „KontextSchule“, eine Fortbildung für die Zusammenarbeit von Lehrer*innen und Künstler*innen, als Fachreferentin für Kunst und Theater an Sekundarschulen und als Leiterin des Schulentwicklungsprojekts „KulturSchulen“, um Schulen als kulturelle Bildungs-Standorte in strukturschwachen Gegenden Brandenburgs zu erhalten und künstlerisch-ästhetische Lernstrategien in ihrer Bedeutung für alle Fächer zu erfassen. In diesem Forschungsrahmen, unterstützt vom Center of Documentary Studies/USA, NC, erwarb Ursula Rogg mit einer künstlerisch-wissenschaftlichen Studie zu den Potenzialen auditiver Dokumentation in der Bildungsforschung den Ph.D. der Bauhaus Universität Weimar.


Zuletzt vertrat Ursula Rogg die Professur für Künstlerische Praxis im Department für Lehrer*innenbildung an der Universität Potsdam.